Ikterus bei Neugeborenen: ab wann ist das nicht mehr normal?! - mit Dr. Katharina Rieth

Klinisch Relevant Podcast

"Hilfe - Mein Baby ist quietschegelb!"

Babys wirken in den ersten zwei Lebenswochen oft von Natur aus echt "gelb"

"Das kommt von der guten Muttermilch."

"Nix Schlimmes. Verwächst sich von ganz alleine."

Doch wann springt die Ampel von gelb auf rot? (1)

Wann ist es nicht mehr einfach nur süss, sondern lebensbedrohlich?

In den meisten Fällen beruht die "Neugeborenen-Gelbsucht" (Ikterus neonatorum), eine Gelbfärbung der Haut, auf einem physiologischen relativen neonatalen "Konjugationsdefizit" (Icterus neonatorum) sprich, die Leberenzyme des Babys sind noch unreif und schaffen es nicht, den gelben Blutfarbstoff schnell genug ausscheidbar zu machen.

Das kann schonmal Probleme machen, zu Müdigkeit, Trinkunlust, Gewichtsstagnation führen und deshalb eine Kontrolle nach sich ziehen.

Wird die kritische Bilirubin-Plasma-Konzentration überschritten, wird das Baby durchgecheckt, Risikofaktoren ausgeschlossen (Frühgeburtlichkeit, Infektion, Geburtstraumata, Blutgruppeninkompatibilität, Erythrozyten/-Stoffwechseldefekte, Medikamente) und dann geht's nackig aber mit Augenschutz "unter die Blaulichtlampe" (Fototherapie).

Sieht aus wie im Solarium, macht den gelben Blutfarbstoff ausscheidbar und beugt so bei gleichzeitiger Flüssigkeitssubstitution einem Kernikterus vor.

Liegt der Bilirubinwert im Normbereich, bedarf es keiner Abklärung oder Therapie.

Besteht der Ikterus mit Sklerenbeteiligung (gelbe Augen) über den 14. Lebenstag hinaus (Icterus prolongatus) ist dies in jedem Fall pathologisch und abklärungsbedürftig.

Hierfür erfolgt eine Bilirubindifferenzierung in direktes und indirektes Bilirubin, um herauszufinden, wo genau das Problem liegt.

Warum es wichtig ist, auch einen Blick in die Windel des Babys zu werfen?

Ausdruck einer Cholestase (Gallenstau) sind zudem mehrfach oder permanent entfärbte Stühle und/oder gelblicher Urin (beim Neugeborenen ansonsten klar wie Wasser).

Das "gelbe Heft" (Untersuchungsheft) wurde deshalb um eine entsprechende #Stuhlfarbenkarte ergänzt, die zur U2 ausgehändigt wird, um in erster Linie aufgrund ihrer Häufigkeit Babys mit angeborener Gallengangsatresie (GGA) herauszufischen.

Eine Kasai-OP vor dem 30.(60.) Lebenstag kann die Prognose verbessern. Unbehandelt führt die GGA zu einer biliären Zirrhose, die ohne Lebertransplantation in den ersten 2. Lebensjahren praktisch immer tödlich verläuft.

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(1) https://www.springermedizin.de/neonatologie/ikterus/das-gelbe-baby/27330162

(2) https://ouci.dntb.gov.ua/en/works/9QLoKRol/

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